Wo sind all die kleinen Läden hin?

Auf-den-Blcken-19-1924 Viele kleine Läden in der Straße Auf den Blöcken, 1924.

Liebe Hammerinnen und Hammer, liebe Freunde des Stadtteils,

seit den 60er-Jahren gibt es die ersten Supermärkte in Deutschland. Was war das für eine Neuerung: Die Kunden durften sich selbstbedienen. Auch in Hamburg-Hamm setzte damit ein langsames Sterben der kleinen Einzelhändler ein. Heute noch lassen sich viele große Schaufenster in reinen Wohnstraßen erkennen, hinter denen sich aber kein Geschäft, sondern eine Wohnung verbirgt. Was mit diesen geänderten Einkaufsgewohnheiten verloren ging, beschreibt ein Zeitzeuge der Vorkriegszeit: 

In Hamm gab es etliche hundert kleine und mittlere Ladengeschäfte. Diese wiederum in den verschiedensten Arten, heute nennt man sie vielleicht noch etwas liebevoll ‚Tante-Emma-Läden'. Untereinander hatten diese Läden doch eine fein-säuberliche Produktabtrennung. Da war z.B. der Schlachter. Er schnitt die Karbonade im Beisein der Kundin frisch vom Strang ab. Keiner entnahm sie so sehr anonym der Tiefkühltruhe im Supermarkt – nebst ihrer umweltfeindlichen Verpackung. Die Frau beim Milchmann füllte die lose Milch mit einem Schöpfmaß aus der großen Milchkanne in die mitgebrachte Hausmilchkanne, dieses aber nicht ohne einen kleinen Klönschnack. ‚Was machen ihre Kinder? Wie geht es ihrem Mann, hat er wieder Arbeit?' Die Bäckersfrau steckte die vier großen Rundstücke für 10 Pfennig in eine Tüte und verkaufte ein großes Brot für 50 Pfennig. Bei einem freundlichen Gespräch füllte der Krämer den losen Zucker oder das Mehl in eine Tüte. Gern denke ich auch noch an das alte Hammonia Buttergeschäft in der Hammer Landstraße, neben der Firma Promonta. Mit zwei Holzbrettchen schlug die Verkäuferin die Butter klatschend formgerecht und verzierte sie vor dem Einwickeln noch mit ein paar Kantschlägen optisch hübsch zurecht. Überall und bei jedem Kauf wurden freundliche Gespräche geführt.

Heute sind wir nur froh, wenn die Schlange an der Kasse nicht so lang ist, damit wir schnell den Supermarkt verlassen können.

Eine schöne Woche wünscht die Stadtteilinitiative Hamm
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